In vielen Situationen hören wir eine leise (und oft gemeine) Stimme im Inneren, die uns sagt, dass wir "das nicht schaffen", " zu blöd sind", "uns blamieren werden", usw.. Die Liste lässt sich beliebig mit abwertenden, kritisierenden Gedanken fortsetzen. In der Schematherapie, da genauer gesagt in der Modusarbeit, lernen wir diese "Stimme des inneren Kritikers stumm zu schalten" und durch gesündere selbstwertstärkende Gedanken zu ersetzen. Das Pferd gibt uns sofort wertfreies Feedback und erleichtert uns somit das "Umlernen". 

Oft wiederholen sich ungesunde Verhaltensweisen immer wieder und wir wissen einfach nicht, was wir stattdessen tun sollen, um dem Teufelskreis zu durchbrechen. Zum Beispiel "rasten wir aus", "ziehen uns zurück und vermeiden" oder "geben nach und unterwerfen uns". Diese langfristig schädlichen Bewältigungsstrategien (ungesunden coping modes) bringen uns dann häufig in sehr unangenehme Situationen und "handeln uns viel Ärger ein" oder machen uns unzufrieden. Mit Hilfe des Pferdes lässt sich unser gesunder, kompetenter Teil stärken und wir können im geschützten Rahmen experimentieren und gefahrlos alternative Lösungsmöglichkeiten ausprobieren. 

Das Pferd bietet sich in der schematherapeutischen Arbeit als Helfer und Modell an. Durch seine Stärke und Kraft strahlt es Selbstvertrauen und Gelassenheit aus. Wir können uns anlehnen und Rückhalt finden. Das Pferd kann als Co-Therapeut ein Modell sein, an dem wir uns orientieren können. Gerade wenn wir uns gegen den Kritiker zur Wehr setzen müssen und unseren verletzlichen, kleinen Anteil stärken und schützen wollen.

Diese Art der Arbeit in der pferdegestützten Psychotherapie kann unseren Selbstwert stärken und erhöht die Selbstwirksamkeit, wenn Kooperation mit einem so imposanten und dennoch sanftem Tier möglich wird.

​

Im Alltag fällt uns die Affektregulation oft schwer. Die Emotionen überschwemmen uns manchmal und geraten außer Kontrolle. 

Das Pferd hat sehr feine Antennen und kann unsere Gefühle oft schon wahrnehmen, bevor sie uns selber bewusst werden. Auf sehr ehrliche und wertfreie Art macht dieses sanfte Wesen uns darauf aufmerksam und somit können wir leichter lernen unsere Emotionen zu erkennen und in weiterer Folge zu regulieren. 

Einer der wunderbaren Vorteile der pferdegestützten Psychotherapie ist, dass das Grundbedürfnis nach Nähe und Bindung sehr intensiv nachgenährt werden kann. Die Pferde können nach Herzenslust gekuschelt und gestreichelt werden. 

Vielen Menschen fällt es leichter sich in Gegenwart des Pferdes zu öffnen und ihre verletzliche Seite zu zeigen. Diese reagieren sehr sensibel und einfühlsam darauf. Sie verurteilen nicht und nehmen den Menschen wertfrei so an, wie er ist. 

Trost und Wärme können so leichter angenommen werden.

Im Laufe des Lebens prägen sich diverse Muster, sogenannte Schemata aus und wir handeln oft automatisch, ohne darüber nach zu denken. 

Diese Muster sind jedoch oft sehr ungünstig und bringen uns in Schwierigkeiten. Mit Hilfe bestimmter Übungen können wir diese alten Muster durchbrechen und durch neue adäquatere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen ersetzen.

Es lohnt sich von Zeit zu Zeit den schweren Rucksack mit allerlei Ballast aus der Vergangenheit auszumisten. Denn vieles davon ist in der Gegenwart nicht mehr notwendig und hindert uns daran, uns weiter zu entwickeln.  

​

​